Von Improvisation zu Innovation: Die Entwicklung von Menstruationsprodukten
Die Geburt der kommerziellen Binde
In der Vergangenheit mussten Frauen sich während ihrer Menstruation behelfen, indem sie selbstgemachte Hygieneartikel aus Materialien wie Stoff, Moos und Holz herstellten. Die antiken Römerinnen und Ägypterinnen benutzten bereits Binden und Tampons, die jedoch aus Wolle, eingeweichtem Papyrus oder Holzstücken bestanden. Vor der Erfindung kommerzieller Produkte fertigten Frauen selbstgemachte Binden aus Baumwolle an oder verwendeten alte Lappen. Diese Binden befestigten sie in ihrer Unterwäsche oder an handgemachten Mullgürteln. Spezielle sanitäre Schürzen und Unterwäsche waren verfügbar, dienten jedoch eher dem Schutz der Kleidung als dem Auffangen des Menstruationsblutes.
Die ersten kommerziellen Einwegbinden wurden 1894 von “Hartmann” in Deutschland eingeführt, während “Fürst” bereits 1888 eine Menstruationsbinde beschrieb. Krankenschwestern im Ersten Weltkrieg trieben die Entwicklung von Menstruationsprodukten voran, als sie die absorbierende Wirkung von Zelluloseverbänden entdeckten, die sie zur Versorgung verwundeter Soldaten verwendeten. In den USA wurden Marken wie Kotex im Jahr 1921 populär.
Die Erfindung des Tampons
Dr. Earle Haas ist der Erfinder des Tampons mit Einführhilfe. 1929 entwickelte er einen Baumwollpfropfen mit zwei Papphülsen und ließ ihn unter der Marke Tampax patentieren. Das erste Tampon mit Einführhilfe wurde 1933 von Gertrude Tendrich unter dem Namen Tampax auf den Markt gebracht. Carl Hahn meldete 14 Jahre später ein Patent für den deutschen Markt an und präsentierte den Tampon unter dem Namen o.b. (ohne Binde).
Der Skandal um "superabsorbierende Tampons"
In den 1960er Jahren wurden erstmals Binden mit Klebestreifen eingeführt, was den Gebrauch von Bindengürteln, Klammern und Sicherheitsnadeln überflüssig machte. Allerdings wurden die Rely Tampons aufgrund des tödlichen Toxic Shock Syndrome (TSS) mit dem Markteintritt in Verbindung gebracht und 1980 vom Markt genommen.
In den USA gab es damals 38 Todesfälle. Zwei Drittel der betroffenen Frauen hatten sogenannte “superabsorbierende” Tampons verwendet. Eine Studie bestätigt, dass Bio-Tampons TSS vorbeugen können, doch es bleibt wichtig, den Tampon nach maximal 6 Stunden zu wechseln.
Der Aufstieg von nachhaltigen Menstruationsprodukten
Mythen rund um die Menstruation
Auch wenn die Menstruation ein natürlicher Prozess ist, der die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft, bleibt das Thema oft tabuisiert und stigmatisiert. Der Mangel an Aufklärung und offener Diskussion führt zu Schamgefühlen und Missverständnissen. Es ist wichtig, das Bewusstsein für Menstruationsgesundheit zu fördern und das Stigma zu brechen.
Die Menstruation ist nicht nur ein weibliches Thema, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft. Offene Gespräche und Bildungsprogramme können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Verständnis zu fördern. Es ist an der Zeit, die Menstruation als das zu sehen, was sie ist: ein natürlicher, gesunder Teil des Lebens.
Warum sind Menstruationsmythen so weit verbreitet?
Die Auswirkungen dieser Mythen
Die Menstruation in der Werbung
In den 1950er Jahren flüsterte das Wort “Tampax” in der ersten deutschen Fernsehwerbung für Tampons durch die Zimmer der Frauen. O.B. wagte es nicht einmal, das Wort “Menstruation” in seinen Anzeigen zu erwähnen. Mit dem Slogan “Sauber und diskret” brachte O.B. jedoch nicht nur das Produkt selbst in die Öffentlichkeit, sondern sprach auch das Wort “Menstruation” aus. Diese Schritte waren bahnbrechend, da sie die damalige Norm, das Schweigen über die Menstruation, brachen.
Die unrealistische Darstellung der Menstruation in der Werbung
Heutzutage sehen wir, wie die Menstruation in der Werbung oft unrealistisch präsentiert wird. Ist Ihnen jemals aufgefallen, dass in Anzeigen Menstruationsblut blau dargestellt wird? Warum wird das natürliche Menstruationsblut nicht gezeigt? Dies liegt daran, dass unsere Gesellschaft die Menstruation immer noch als etwas Unangenehmes und Ekelhaftes betrachtet. Große Marken für Menstruationsprodukte verwenden Begriffe wie “Schutz, Frische, Sauberkeit, Freiheit”, um zu implizieren, dass die Periode gefährlich, unangenehm und schmutzig ist.
Und wer wird in der Fernsehwerbung als menstruierende Person dargestellt? Oft sind es junge, attraktive, schlanke Frauen mit makelloser Haut, strahlendem Lächeln und weißen Kleidern. Aber seien wir ehrlich: Würden Sie am ersten Tag Ihrer Menstruation, wenn die Blutung besonders stark ist, weiße Kleidung tragen? Viele menstruierende Menschen kämpfen am ersten Tag mit Hautunreinheiten und Blähungen. Die Menstruation ist weitaus vielfältiger, als uns die normativen Bilder weismachen wollen.
Es gibt verschiedene Körperbilder von menstruierenden Menschen und Menschen jeden Alters menstruieren. Doch in der Werbung werden selten sehr junge oder ältere Menschen dargestellt, obwohl die Menstruation bereits in jungen Jahren beginnen kann und viele Menschen bis Mitte vierzig monatlich bluten.
Menstruation verstehen und offen darüber sprechen
Es ist von entscheidender Bedeutung, Aufklärungsarbeit zu leisten und Menschen unabhängig von Geschlecht und Alter über die natürliche und gesunde Natur der Menstruation zu informieren.
Darüber hinaus ist es wichtig, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der menstruierende Menschen offen über ihre Erfahrungen sprechen können, ohne sich unwohl zu fühlen. Indem wir Gespräche über die Menstruation normalisieren und Räume für offene Diskussionen schaffen, helfen wir menstruierenden Menschen, sich gehört und unterstützt zu fühlen.
Teile diesen Blogbeitrag mit DeinenFreunden, Deiner Familie und Deinen Kollegen, um die offene Diskussion über die Menstruation zu fördern. Lasse uns gemeinsam das Tabu brechen und eine Gesellschaft schaffen, in der wir uns verstanden fühlen und nicht mehr diskriminiert und verachtet, sondern unterstützt und geschätzt werden. Denn ohne die Menstruation gäbe es keinen von uns.